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Auszug:

„Der Dolphin Schwimm- und Ruderclub, 1877 von deutschen Einwanderern gegründet, liegt direkt am Strand des Aquatic Park in San Francisco. Von der Straße aus gesehen erinnert der Club an einen amerikanischen Bungalow. Doch wer mit Osibe durch die Eingangstür geht, tritt in ein wunderschönes Bootshaus, das aussieht, als hätte Ralph Lauren am Set eines Wes-Anderson-Films gearbeitet: knarzende Holzböden, verblichene Siegerurkunden und Palstek-Knoten aus Tau an den Wänden, alles in Maritimblau und Cremeweiss gestrichen. Aus den großen Fenstern der Lounge erahnt man in der Ferne die Gefängnisinsel Alcatraz und erkennt Seelöwen am Pier. Hier hängen unzählige Bilder von Era Osibe – die Chronologie ihres Lebens im Wasser.

Für viele der inzwischen 1.700 Mitglieder ist der Dolphin Club mehr als ein Vereinsheim, sind die anderen Kaltwasserschwimmer viel mehr als nur Sportsfreunde. Für Osibe symbolisiert der Club  ihre Ankunft in den USA – auch wenn sie und andere Frauen kämpfen mussten, um überhaupt in den Club aufgenommen zu werden. Das Schwimmen im kalten Wasser ist für Osibe ein Grundrauschen, das sie für ihren Alltag braucht. Im eiskalten Wasser, so sagt die ehemalige Frisörin, lerne man fürs Leben. Die erste Lektion: Sich überwinden und einfach machen.“

Text: Fiona Weber-Steinhaus
Fotos: Era Osibe and Dolphin Swim Club

Erschienen in ZEIT Magazin Online
15.05.2020

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